Ja auch unsere Pferde waren die längste Zeit beschlagen und es war einfach normal gerade auf großen Höfen mit Turnierreitern, dass die Pferde Hufeisen bekamen. Es hieß: „Wenn du von deinem Pferd Leistung willst braucht es Eisen.“ Die Barhuf-Leute waren, wenn man überhaupt mal auf welche traf Freizeitreiter, die nur ein paar mal die Woche gemütlich ins Gelände tingelten und vielleicht noch ab und an ein paar Gymnastiklektionen in der Halle übten.
Ich muss dazu sagen, dass wir auch einen hervorragenden Schmied hatten mit sehr viel Berufserfahrung. Da er auf die Rente zuging musste ich feststellen, dass so gut wie alle anderen Schmiede in der Umgebung nicht gut waren. Da begann ich mich mehr mit dem Thema Huf zu beschäftigen, während meine Einsteller einen neuen Schmied holten… Ich besorgte Bücher und recherchierte im Internet vor allem über Barhuf. Der neue Schmied bearbeitete die Hufe leider so, dass sich die Hufe von mal zu mal mehr verformten. Bei einigen Pferden zumindest.
Mittlerweile hatte ich meine Pferde auf Barhuf umgestellt und wir holten eine Hufpflegerin. Sie klärte uns nochmal ausführlich über die vielen Irrtümer über mit und ohne Eisen auf. Jetzt gehen alle Pferde bei uns problemlos barhuf.
Das erste Argument ist immer: „Mein Pferd war über den Winter schon mal ohne Eisen und dann war es so fühlig, dass es nicht mehr ohne ging.“
Ja man muss natürlich beim Umstellen so einige Dinge beachten:
Pferde die lange Zeit Eisen hatten, haben häufig einen empfindlichen, unterentwickelten Strahl, so dass er seiner eigentlichen Stoßdämpferaufgabe nicht nachkommen kann. Also ist meistens nicht die Sohle empfindlich, wie viele glauben sondern der Strahl. Er muss sich erst wieder entwickeln und robust werden damit das Pferd effektiv mit Trachte und Strahl zuerst fußt und nicht wie die viele Eisenpferde mit der Zehe zuerst. Zehenfußung ist eine der Hauptursachen von Hufrollensyndrom. Deshalb sollte man in der Umstellungsphase Hufschuhe benutzen, denn sonst wird das Pferd seinen empfindlichen Strahl schonen und bei seiner Zehenfußung bleiben, oder spätestens jetzt eine entwickeln.
Aber auch der gesamte Huf muss sich an die neue Situation anpassen. Der Hufmechanismus kann wieder uneingeschränkt arbeiten so dass die eingeengten, tauben Hufe wieder mehr Gefühl bekommen. Deshalb gehen viele Umstellungspferde nach einigen Wochen erst fühlig. Nicht weil der Huf zu kurz ist, sondern weil sie plötzlich die Steine besser spüren können und sich daran erst gewöhnen müssen. Anmerkung: beim beschlagenen Pferd liegt die Sohle ja nur etwas höher, aber wirklich vor Steinen geschützt ist sie nicht. Nur ist das Gefühl im Huf durch die Einschränkung des Hufmechanismus sehr gering geworden.
Das Wichtigste ist jedoch eine gute, fachgerechte Bearbeitung der Hufe in nicht zu langen Zeitabständen. Die Schmiede schneiden nach einer anderen Methode aus als die Barhufpfleger. Deshalb ist es sehr oft nicht möglich ein vom Schmied bearbeitetes Pferd barhuf laufen zu lassen.